Jeder ist aufgeregt vor dem Dreh. Das ist logisch und menschlich.
Wir können das Projekt und den Drehtag noch so gut vorbesprochen haben: Die Nervosität steigt, wenn das Drehteam anrückt und das Equipment auslädt. Beim Auftraggeber. Vor allem aber bei den Mitarbeitenden, wenn sie eine Rolle vor der Kamera haben werden.
Denn nicht wenige stellen sich jetzt Fragen: Kann ich das leisten, was die von mir wollen? Was, wenn ich nicht performe? Blockiere ich den ganzen Dreh? Sind die anderen besser als ich vor der Kamera? Worauf habe ich mich da eingelassen?
Kürzlich hatten wir einen Dreh, bei dem eine ausländische Fachkraft im Mittelpunkt stand. Der junge Mann war sichtlich nervös, zumal er noch nicht super perfekt Deutsch sprach.
Schon bei den ersten Szenen taute er auf. Und nicht nur er: Auch seine KollegInnen, die das natürlich mitbekamen. Wir hatten Spaß, richtig Spaß. Und am Ende, bei der Verabschiedung, umarmte er uns. Er strahlte und schickte die Fotos des Tages sofort an seine Mutter zuhause, weil er unendlich glücklich war. Er ist gewachsen an diesem Tag. Und hat performt. Morgens ängstlich und unsicher, abends strahlend und stolz.
Was haben wir gemacht?
Ihn von Anfang an ernst genommen. Ihn einbezogen. Ihm erklärt, was wir von ihm wollen, auf Augenhöhe, ihn genau da abgeholt, wo er gerade stand. Seine unausgesprochenen Sorgen erkannt und zugelassen. Oder kurzum: Ihn gesehen.
Nicht als Mittel zum Zweck. Sondern ehrlich und menschlich.
Dreharbeiten machen Spaß. Arrogante Regisseure und schlecht gelaunte Kameraleute haben am Set nichts verloren. Wer von Laien erwartet, wie Profis zu performen und sauer wird, wenn sie das nicht können, hat in meinen Augen seinen Beruf verfehlt. Eine gute Stimmung am Set ist die Grundvoraussetzung für gute Bilder, das ist unsere feste Überzeugung. Ist die vorhanden, können auch Laien (fast) wie Profis agieren, und haben Spaß dabei.
Wenn Mitarbeitende dadurch zu Markenbotschaftern werden, weil sie den Film gerne zeigen und stolz sind, Teil davon zu sein, entfaltet sich eine Marketing-Kraft, die mit keinem Budget der Welt zu erreichen ist.