Steadicam, Gimbal und Co: Wie viel technisches Equipment muss eigentlich sein?

Kennen Sie den Film „Snake Eyes – Spiel auf Zeit“ mit dem großartigen Nicolas Cage? Eine 12-minütige Sequenz als Intro. Die Kamera ist Nicolas Cage immer auf den Fersen. Schnell, rasant, Treppen rauf, Treppen runter, raus aus dem Casino, rein zu den Zuschauerplätzen. Muss man gesehen haben. „Wie haben die das nur gemacht?“, war damals die Frage. Klar: Mit einer Steadicam, einem körpergetragenen Kamerasystem. Heute sind viele Tricks auch am Computer erstellbar. Oft aber braucht es auch heute noch technische Hilfsmittel bereits bei den Dreharbeiten. Auch in unserem Bereich, im Bereich der Imagefilme, der Werbung.

Jeder Dreh ist anders. Jeder Dreh erfordert andere Herangehensweisen. Eines aber bleibt auf immer und ewig gleich: Ein schönes Bild ist ein schönes Bild. Einzig der Weg, wie ich dieses schöne Bild erreiche, ist wiederum ganz unterschiedlich.

Wie immer steht bei silberstern das Ziel ganz vorne. Die Kernfrage bei der Filmproduktion ist und bleibt: Was will ich mit dem Film erreichen? Was soll sich beim Zuseher danach verändert haben? Was soll er jetzt denken, handeln, fühlen? Erst wenn diese Ziele definiert sind, machen wir uns ans Konzept. Denn ein schlüssiges, kreatives Konzept ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Film. Und jetzt erst kommt die Wahl der dafür benötigten Hilfsmittel technischer Natur: Brauchen wir eine Steadicam zur Umsetzung der gewünschten Bilder? Muss ein Gimbal zum Einsatz kommen? Packen wir die Seilkamera aus?

Nicht die Technik bestimmt das Konzept, sondern das Konzept bestimmt die Technik. Mal genügen eine Kamera und ein Stativ. Mal fahren wir das ganz große Besteck auf. Die Technik niemals zum Selbstzweck einsetzen, das ist unser Motto. Ein umfangreiches, fundiertes Know-How über die möglichen technischen Hilfsmittel sowie die jahrelange Erfahrung bei den unterschiedlichsten Einsätzen – das ist die Kombination zum Erfolg. Dass wir (beinahe) alles, was es an technischen Hilfsmitteln so gibt, selbst im Lager haben und unser eigen nennen, macht vieles einfacher.

Apropos einfacher: Wo liegen denn eigentlich die Vorteile der verschiedenen Systeme? Was macht die Floatcam besser als ein Gimbal? Nachfolgend versuchen wir das mal kurz für Gimbals, Float- und Steadicam zusammenzufassen. Eines gleich vorweg: Ein Vergleich der verschiedenen Systeme ist auf dem Papier sehr gut möglich. Es gibt jedoch nicht „DAS BESTE“. Es gibt lediglich das Beste für genau dieses eine Ziel. Verlassen Sie sich drauf, dass wir wissen, was wann zum Einsatz kommen sollte…

Einhand-Gimbal
PRO: kompakt, benutzerfreundlich, flexibel (z.B. wenn Kameramann rennt), im Vergleich preiswerter als Float- und Steadicam, zeitsparende Einrichtung, kardanisches Aufhängungssystem (3-Achsen-Stabilisierung)
KONTRA: Aufnahmen sind unruhiger als bei Zweihand-Gimbal, Float- und Steadicam

Zweihand-Gimbal
PRO: höhere Nutzlast als bei Einhand-Gimbal (weniger als bei Steadicam), mittleres Preissegment, kardanisches Aufhängungssystem (3- Achsen-Stabilisierung)
KONTRA: Aufnahmen sind unruhiger als bei Floatcam, Steadicam, besonders bei längerem Einsatz ermüden die Muskeln und verfälschen (mitunter) die Aufnahme

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^{Einsatz eines Zweihand-Gimbals am Set (Making-of Kemptener Prunkräume)}

Floatcam
PRO: ruhigere Kamerafahrten als mit einer Floatcam sind nicht möglich; besonders bei Einstellungsgrößen für Nah- und Detailaufnahmen werden sehr gute Ergebnisse erzielt; auch vertikale Aufstellung möglich; besonders bei Hyperlapse Aufnahmen stark
KONTRA: System ist schwer und teuer; Einsatz am Set nicht immer möglich, wenn der nötige Platz fehlt; min. 2 Personen zum Verstellen des Systems notwenig; Einrichtung / Aufstellen des Systems ist zeitintensiv

[MovieId:105-5-9698]
^{Einsatz eines Floatcam-Systems am Set (Making-of "Die Zeit in Worten" - QLOCKTWO)}

Steadicam
PRO: flexibel; ruhigere Aufnahmen als bei beiden Gimbalsystemen; höhere Payload (größere Kamerasysteme auf der Steadicam möglich); nicht elektronisch (z.B. Akku kann nicht leer gehen)
KONTRA: teuer; Know-How um das System zu bedienen notwendig; sehr anstrengend für den Kameramann; Floatcam macht ruhigere Fahrten; Austarieren und Einrichten des Systems dauert einige Zeit

^{Steadicam-Operator im Live-Einsatz}

Weitere Kamerasysteme

^{Seilkamerasystem}

[MovieId:105-5-10592]
^{Einsatz eines Seilkamera-Systems am Set (Making-of "Liebherr-Aerospace Test")}

^{Kamerasystem montiert am Fahrzeug (Saugstativ, Federung, Gimbal)}